Wir wollen hier in loser zeitlicher Abfolge die wichtigsten Informationen über die führenden Köpfe der Neonazi-Szene im Siegerland und Umgebung veröffentlichen. Ergänzende Informationen zu unserer Recherche könnt ihr gerne an die unter Kontakt hinterlegten Daten schicken.
Wir starten heute mit Julian Bender, Gebietsverbandsleiter West des 3. Wegs.
Julian Bender ist 1992 geboren und aktuell der Gebietsleiter West des 3. Wegs und Leiter der Stützpunktes Sauerland-Süd. Der 3. Weg ist nicht in Landesverbänden strukturiert, sondern fasst mehrere Stützpunkte in sog. Gebietsverbänden (derzeit Süd, Mitte und West) zusammen, die nach dem Bundesverband die zweithöchste Ebene bilden.
Der Gebietsleiter Ost ist Matthias Fischer, hier findet ihr mehr Informationen zu ihm: https://www.move36.de/2019/01/28/matthias-fischer-nazi-fuehrer- von-der-iii-weg/
Der Gebietsleiter Süd war zuletzt Walter Strohmeier, der am 10. Juni 2020 al-lerdings wegen „Untreue in 250 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jah-ren“ verurteilt wurde, aufgrund von Vorstrafen ohne Bewährung (www.endstation-rechts-bayern.de). Welche Auswirkungen dies auf seine
Position in der Partei hat, bleibt abzuwarten.
Bender stammt, nach eigener Aussage, aus Olpe. Arbeitsplatz ist die Firma Bender Bohr- und Frästechnik in Olpe.
Vor seiner Aktivität beim 3. Weg war Bender in losen rechten Gruppen organisiert, mindestens bereits seit dem er 16 ist.
In einem sozialen Netzwerk ist ein augenscheinlich altes Profil unter seinem Namen zu finden, das ihn in jüngerem Alter mit weiteren Personen zeigt. Deutlich erkennbar ist bei einer Person eine Tätowierung von „Kategorie C“.
Auf einem anderen Bild treten Bender und drei weitere Personen uniformiert gekleidet auf mit Shirts, die angelehnt an eine CD von „Kategorie C“ die Aufschrift „Deutsche Jungs“ zeigen sowie den Schriftzug „Sicherheit“, der bürgerwehrähnlich anmutet.
Nachdem 2014 in der Siegener Oberstadt ein junger Mann durch eine Gruppe Faschos brutal zusammengeschlagen und erheblich verletzt wurde, kommentierte ein „Julian Be“ die Tat auf der Internetseite des VEB mit den Worten: „1:0 für uns und das 2:0 kommt auch in nächster Zeit.“ (siehe Beitrag von uns Juni 2014)
Erstmals organisiert trat Bender 2015 mit der Gruppe „Olpe wehrt sich“ auf. Die Gruppe verteilte Flugblätter und organisierte Kundgebungen gegen den damaligen Geflüchtetenstrom.
Bender wandte sich kurz darauf der neu gegründeten Partei „Der 3. Weg“ zu und gründete den Stützpunkt Sauerland-Süd. Dabei wurden die Strukturen von „Olpe wehrt sich“ übernommen und in die Partei überführt. In einem Interview im Internetauftritt der Partei, das der Selbstdarstellung dient, wird Bender zu seinen Motiven, dem 3. Weg beizutreten, zitiert: „Natürlich war es ganz klar die ganzheitliche Auslegung vom politischen, kulturellen und gemeinschaftlichen Kampf sowie die weltanschauliche Verankerung, die naturgegeben über jeder Ideologie steht, welche ich bei keiner anderen bestehenden Organisation in der Form beobachten konnte.“ Zudem habe er eine „völlige Anspruchslosigkeit vom sogenannten „nationalen Widerstand“ “ bemerkt, der ein „Spielfeld für jeden Verlierer, Spalter oder sonstigen Minusmenschen“ darstelle und seinen Ansprüchen so offenbar nicht genüge. „Mich hat also genau der Vorwurf vom „elitären Gehabe“ oder der „Sektenhaftigkeit“ seitens der Kritiker […] angesprochen […].“ Kurz gefasst: Bender möchte nicht zum rechten Pöbel, sondern zu deren vermeintlicher Elite gehören.
Im November 2016 wurde Bender dann zum Gebietsverbandsleiter West gewählt. Seitdem tritt Bender auf verschiedensten öffentlichen Kundgebungen der Partei im gesamten Bundesgebiet auf.
Umtriebig war er vor allem zunächst im Westerwald. Hier gab es Vernetzungen mit ehemaligen Kadern der FNSI/Kameradschaft Westerwald, die mittlerweile ebenfalls zum 3. Weg gehören und bei Veranstaltungen auftauchen.
Bender tritt bei zahlreichen Veranstaltungen in Olpe und Siegen als Anmelder und Hauptredner in Erscheinung (ein Überblick über das Jahr 2019 findet ihr hier auf unserem Blog).
Wenig erfolgreich verliefen seine Aktivitäten am 1. Mai 2020 in München, als es auf dem Rückweg von einer Kundgebung zu Auseinandersetzungen kam infolge derer Bender von USK-Beamten zu Boden gebracht und danach abgeführt wurde. Ihm wird gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Seit 2018 organisiert Bender hauptverantwortlich den „Tag der Heimattreue“ in Olpe, für den sich nur wenige Olper Bürgerinnen und Bürger interessieren. Allerdings nehmen hieran überregionale Kader, Mitglieder und Mitläufer des Dritten Wegs teil. 2020 kamen unter Corona-Auflagen dennoch mehr als 50 Personen zusammen.
2017 fand der sogenannte „Kampf der Nibelungen“, ein rechtsextremes europaweites Vernetzungstreffen mit Kampfsportwettkämpfen, in Kirchhundem/Lennestadt im Sauerland statt. Trotz Versuchen, den genauen Ort so lange wie möglich zu ver-schleiern kam es zu einer Razzia von Polizei und Staatsschutz, bei der auch die Anwesenheit von Bender festgestellt wurde.
Bender ist regelmäßig bei Veranstaltungen im Ausland anzutreffen, bei denen er Kontakte zu europäischen Rechtsextremisten knüpft und pflegt. Letztere blieben nicht immer unbeobachtet und auch nicht folgenlos: So wurde Bender im September 2017 von der Einreise in Schweden abgehalten und abgeschoben. Geplant war der Besuch einer Veranstaltung des Nordic Resistant Movement, einem Sammelverbund gewaltbereiter Neonazigruppen.
Auch nahm Bender mindestens Anfang 2018 an einer Fahrt nach Rom teil um dort an den jährlichen Acca Larentia Treffen teilzunehmen, die den Tod von drei Faschisten zum Anlass haben und diese märtyrerhaft glorifizieren.
Mehrfach (2017-2019) war Bender Teilnehmer am sogenannten „Tag der Ehre“ in Budapest, an dem die europäische militante Rechte Einheiten der deutschen Wehrmacht, der Waffen-SS und ungarisch-faschistischen Kampfeinheiten verherrlicht. Die Veranstaltung sowie der anschließende 60-km-Marsch, der den missglückten Ausbruchsversuch der umzingelten Truppen 1945 nachstellt, befördert die Vernetzung europäischer Rechtsextremer. Ob hier auch diejenigen Kontakte geknüpft wurden, infolge derer es zum strukturübergreifenden „Ausflug“ nach St. Petersburg mit dortigen Schießübungen kam und ob auch Bender persönlich daran teilgenommen hat bleibt spekulativ, erscheint aber nicht abwegig. (mehr Infos in unserem vorherigen Beitrag).